von Burkhard Asmuth
Wir waren gestern auf dem Event „Essen Digitalisiert“ welches von der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (EWG) auf die Beine gestellt wurde. An vier Tagen ging es um unterschiedliche Facetten der Digitalisierung und am letzten Tag stand das Thema „Marketing und Kundenbeziehungen“ auf dem Programm. Ich wurde im Vorfeld angefragt, ob ich einen Beitrag auf der Bühne beisteuern wollte und habe mit großer Freude zugestimmt, da dies mein erster Bühnenauftritt seit Ende 2019 war. Das zusätzliche Angebot einen kleinen Messestand zu bekommen, nahmen wir dankend an und präsentierten unsere Online-Marketing-Agentur, um auf diese Weise viele interessante Gespräche zu führen.
Ich bekam den vorletzten Slot und krempelte meine eigentliche Präsentation spontan um, da ich eine große Lücke in den Vorträgen meiner Vorredner entdeckte, die ich dringend schließen wollte. Im Kern der anderen Beiträge an diesem Tag ging es vor allem um den erfolgreichen Verkauf von Produkten und Dienstleistungen auf Basis von gebauten Sales Funnel und der damit einhergehenden Lead-Generierung.
Ein Sales-Funnel ist ein mehrschrittiges System, der häufig mit der Zusendung einer E-Mail-Adresse oder dem Klick auf eine Werbeanzeige beginnt. Es ging viel um die Vorstellung eigener Best Cases oder Produkte, aber die Rückmeldungen nach meinem Vortrag zeigten wir, dass es nicht ganz die Fragen des Publikums beantwortete. Der schmale Grat zwischen Verkaufsveranstaltung und Wissensvermittlung für die eigene Umsetzung hängt nicht nur mit der Auswahl der Redner:innen ab, sondern auch von den Erwartungen des Publikums.
Inhaltsverzeichnis
Best Case Battle und Namedropping
Unter anderem traten folgende Personen und Unternehmen an dem Tag mit diesen Themen auf:
Kai Michael Schäfer von dem Opta Data Digital Market Lab stellte eindrucksvoll seine miteinander verbundenen Software-Lösungen vor, die auch wir in identischer oder vergleichbarer Form für unser Eigenmarketing und die Marketingziele unserer Kund:innen einsetzen.
Das Start-up Flixcheck aus Essen stellte eine Web-Anwendung vor, die den Kundendialog durch digitale Formulare beschleunigt und vereinfacht.
Später stellte eCollect ihre neue Art des digitalen Forderungsmanagements vor, welches auf Basis von AI und Machine Learning für eine Kommunikation auf Augenhöhe sorgt, wenn nicht bezahlte Rechnungen angemahnt und eingefordert werden.
Tim Böker von ROSE Bikes erzählte die beeindruckende Wachstumsgeschichte des Fahrradhändlers und Fahrradherstellers. In diesem Vortrag fand ich hauptsächlich die Maßnahmen von ROSE Bikes interessant, die als Reaktion auf den Lockdown durchgeführt wurden, um auch in der Zeit der geschlossenen Stores weiter erfolgreich und nah am Kunden Fahrräder zu verkaufen. Tim Böker zeigte auch erfolgreiche Influencer-Kampagnen, unter anderem mit Nationaltorhüter Manuel Neuer.
Nach mir betrat Pushfire die Bühne und erzählte von erfolgreichen Netflix-Kampagnen, Sponsoring-Aktivitäten von Burger King als Trikotsponsors eines Fußballklubs aus der vierten Liga, Nike-Kampagnen zu dem Thema „Haltung“ und den Einsatz der Gucci-Oma auf dem TikTok-Kanal von REWE.
Die Lücke des Tages
Ich bekam den Eindruck, dass unter den Teilnehmer:innen des Events viele Unternehmer:innen saßen, die von diesen Best Cases zwar beeindruckt waren, aber kaum Learnings für das eigene Unternehmen mitnehmen konnten. Dieser Eindruck wurde später in einer Talkrunde, in der ich ebenfalls mit einigen Rednern des Events saß, bestätigt. Ein Unternehmensberater aus dem Publikum stellte folgende Frage:
Ich finde das Marketing von Netflix, REWE und Nike beeindruckend, aber diese Aktionen verlangen ein sehr hohes Marketingbudget und frisst sehr viele Ressourcen. Wenn ich mir einen Manuel Neuer als Werbegesicht für mein Unternehmen nicht leisten kann, wo fange ich dann am besten an? (Die Frage habe ich aus meinem Gedächtnisprotokoll formuliert.)
Genau diese Frage triggert mich, denn auf der Bühne sprudelten die sofort umsetzbaren und kostengünstigen Marketingmaßnahmen nur so aus mir heraus. Meine Kollegen, die teilweise in ganz anderen Sphären arbeiten als ich, hatten auch einige Ratschläge parat, aber es konnte in dem Format auch nicht so konkret werden, wie ich es in meinen Seminaren und Schulungen immer gerne durchführe.
Kleine Unternehmen stellten uns Fragen
Dies hier ist keine Kritik an den Top-Vorträgen, doch vielleicht sollte die Auswahl der Gäste, in der nächsten Ausgabe des Events, etwas mehr die breite Masse ansprechen, die sich am Ende des Tages mehr für ihr eigenes Unternehmen mitnehmen wollen. Hier würde ich kleine Workshops empfehlen, die zu konkreten Themen zusammengestellt werden, denn am Messestand hatten wir es vorwiegend mit diesen Fragen zu tun:
- Wie werde ich online sichtbar?
- Welche Content-Formate und Social-Media-Kanäle sind für mein Unternehmen die richtigen?
- Wie erstelle ich Facebook-Kampagnen bei Facebook und Instagram?
- Welche Werkzeuge der Digitalisierung werden mir konkret empfohlen?
Wenn ich mit diesen Fragen auf ein Event gehe und mir dann anschauen muss, wie ROSE Bikes mehrere Top-Sportler:innen für Werbung engagiert, dann gehe ich ohne umsetzbare Antworten nach Hause. Viele Antworten auf diese Fragen finden die Teilnehmer:innen des Events übrigens in unserem Online-Marketing-Magazin oder meinem Buch, welches wir kostenlos an unserem Messestand verschenkten.
Teilnehmer:innen müssen was an die Hand bekommen
Doch die Lücke des Tages bestand im Content-Marketing. Es ging zu wenig um die Content-Erstellung, um insbesondere Produkte und Dienstleistungen online zu verkaufen, eine E-Mail-Adresse von einem potenziellen Kunden zu bekommen oder eben sichtbarer im Internet zu werden. Mir ist bewusst, dass dies nicht der Anspruch des Events war, denn auch ich war beeindruckt von der Star-Power erfolgreicher Unternehmen in Essen.
Durch meinen Umzug nach Köln, der Geburt meiner Kinder und der Pandemie habe ich in den vergangenen Jahren den Offline-Anschluss zu den Marketing-Events in der Stadt verloren, aber umso glücklicher war ich, als ich einige bekannte Gesichter traf. In Zukunft werde ich mich wieder mehr blicken lassen, bin bereit mitzugestalten und freue mich auf das was kommen wird.
Vielleicht sollten wir demnächst in Essen mal über ein Event mit dem Namen „Content-Days“ nachdenken, denn je sichtbarer Unternehmen in der Stadt sind, desto mehr partizipieren andere Unternehmen. Der Standort Essen wird so attraktiver, weil sich erfolgreiche Unternehmen gegenseitig unterstützen und bereichern können.
Die große Spannweite der Digitalisierung
Derartige Events könne niemals hundertprozentig punkten, denn die Teilnehmer:innen kommen mit vielen unterschiedlichen Bezugspunkten, Hintergründen und Motivationen, da kann nicht alles an einem Tag abgedeckt werden. Wichtig ist aber, dass diese Events in der Stadt Essen stattfinden, um immer mehr Menschen von genau diesen Best Cases zu erzählen und sie auch mit den notwendigen Hintergrundinformationen zu versorgen. Im Anschluss können diese selbstständig, im Rahmen ihrer unternehmerischen Möglichkeiten, die richtigen Maßnahmen einleiten.
Dabei unterstützen wir Sie natürlich sehr gerne, aber um den Verkauf ging es mir nicht an dem Tag und auch nicht in diesem Artikel. Ok, vielleicht ein wenig. 😉
Das wünsche ich mir im Nachgang
Zunächst mal muss ich ein großes Lob an die EWG loswerden, denn es war ein Top-Event. Die Vorträge waren alle inspirierend und jeder konnte seinen Themen ansprechend und mitreißend herüberbringen. Ich hätte mir ein wenig mehr Rückfragen mit Substanz aus dem Publikum gewünscht, aber da muss ich mir auch an die eigene Nase packen. Ich hätte gerne gefragt, was eine Kooperation mit Manuel Neuer circa kostet.
In der Präsentation von Opta Data wurden uns nur die Summe der generierten Leads gezeigt, die auf der Folie imposant aussahen, aber mit meinem Wissen zu dem Thema fehlten, da wichtige Kennzahlen, um den Erfolg dieses Beispiels überhaupt einordnen zu können. Natürlich kann ich als nachfolgender Speaker und Wettbewerber diese Fragen nicht aus dem Publikum stellen, weil dies falsch herüberkommen kann und ich hätte das persönliche Gespräch im Nachgang suchen sollen.
Leider war der Speaker während meines Vortrags nicht mehr im Haus, denn ich hatte mir so schöne rote Fäden ausgedacht, die aber nur im direkten Dialog funktioniert hätten.
Hoffentlich kommt da mehr
Nach dem Event ist vor dem Event, denn jetzt wurde der Anfang gemacht, aber ich habe von den Organisator:innen bereits mitbekommen, dass schon während der Veranstaltung über Optimierungen gesprochen und nachgedacht wurde, sodass uns hier hoffentlich noch viele spannende Events bevorstehen. Die EWG macht viel für die Stadt Essen, denn schon in der Pandemie richteten sie ein Portal für Online-Experten mit Hilfsangeboten für andere Branchen ein oder unterstützen mich bei meiner Buch-PR. Wir denken als Contunda nicht nur regional, aber wir denken eben regional und freuen uns immer über die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Nachbarschaft. Die Sichtbarkeit der lokalen Unternehmen nehmen wir als SEO Agentur aus Essen sehr ernst und lieben es, wenn die Wege zwischen Agentur und Auftraggeber kurz sind, denn das vereinfacht dann doch die Kommunikation und die Content-Produktion.
Fazit zu Essen Digitalisiert
Es war ein gelungenes und für die Stadt Essen wichtiges Event mit vielen interessanten Redner:innen und Teilnehmer:innen. Für uns als Agentur aus Essen war es eine große Freude, die vielen Essener Unternehmer:innen kennenzulernen und einen Blick auf die Prozesse der Digitalisierung unserer Stadt zu bekommen. Die leidenschaftliche und professionelle Organisation der EWG, die Top-Location, die inspirierenden Vorträge und der Netzwerk-Charakter rundeten das Paket der vier intensiven Tage ab. Ich freue mich auf zukünftige Veranstaltungen.
Mir ist bewusst, dass dieses Event keine Weiterbildung oder ein Workshop war, aber unsere Gespräche haben einen Bedarf aufgedeckt, der in anderen Event-Formaten behandelt werden sollte.