Unsere Social Media-Abteilung verfolgt die Medien rund um das YouTube-Video von Rezo seit vielen Tagen. Gespannt warten wir auf die kreativen Antworten der dort erwähnten Parteien. Bisher konnten wir keine positiven Erkenntnisse aus diesem Fall gewinnen, denn irgendwie scheint keine Partei eine passende Lösung zu finden. Auf Pressekonferenzen fordern Politikerinnen und Politiker die Einschränkung unserer Meinungsfreiheit, zeigen keinen Mut bei der Veröffentlichung von bereits produzierten Antwort-Videos, watschen das Video mit abfälligen Bemerkungen ab oder versprechen sich den längst überfälligen Themen nun doch mal anzunehmen. Die einzige offensive Antwort auf das Video kam über ein mehrseitiges PDF mit einer Stellungnahme. Bei der Europawahl bekamen die hilflosen und reaktionären Parteien die bitterböse Quittung.

Wir können diese Hilflosigkeit nicht nachvollziehen.

Der Aufbau dieses Videos ist für kreative Antworten eine optimale Vorlage. Es gibt ein Dokument mit allen Quellen und die Themen werden entlang dieser Quellen behandelt. Es wäre ein leichtes gewesen sich diese Themen innerhalb der Partei aufzuteilen und kleine Video-Antworten zu erstellen. Viele große Medien haben sich dem Video angenommen und die Quellen intensiv geprüft und bewertet oder teilweise durch aussagekräftigere Quellen ersetzt. Natürlich könnte ich populistisch nun die These aufstellen, dass durch die durchgehende Wahrheit in dem Video die Experten der Parteien keine wahren Worte gegen die Anschuldigungen aufbringen könnten, aber liegt darin nicht auch die verfehlte Chance. Das größte Problem vieler Parteien ist der Umgang mit eigenen Fehlern, denn das Bild des unfehlbaren Politikers ist ein Mythos, der aber mit aller Kraft stets aufrecht gehalten werden soll.

Sinvolle Reaktionen auf ein YouTube-Video

Zeit nehmen für die Aufarbeitung

Der wichtigste Faktor bei YouTube-Diffamierungen ist die „Zeit“. Wenn eine große „Volkspartei“ mit solch einem Video konfrontiert wird, dann muss diese ihre Mitglieder im Zaum halten. Wenn aber jeder gleich vor das nächste Mikrofon rennt, dann konnte sich noch kein Bild von der Situation gemacht werden. Hier wäre „Kein Kommentar“ eine sinnvolle Antwort gewesen und gäbe der Partei die Möglichkeit ein Konzept auszuarbeiten. Jedoch zeigen die Reaktionen nach mehreren Tagen, dass das Hauptthema in diesem Fall nicht verstanden wurde. Längst geht es nicht mehr um die Anschuldigungen aus dem Video, sondern die Reaktionen auf ein YouTube-Video und das Geschehen im Internet sind die Themen in dieser Debatte. Statt an einer kreativen und versöhnlichen Antwort zu arbeiten, wird das Internet als Sündenbock dargestellt und soll „reguliert“ werden. Insgesamt hat die Europawahl in Deutschland gezeigt, dass die Erstwähler ihren Fokus längst auf andere Themen gelenkt haben und sich ihrer Verantwortung für die Welt bewusst sind. Diesen dankbaren Ball hat aber niemand aus unserer Parteienlandschaft verwandelt, angenommen oder sinnvoll weiterverarbeitet.

Fehler eingestehen

Ein großes Problem in der Politik ist die fehlende Fähigkeit Fehler eingestehen zu können. Wenn ein YouTube-Video so viele Probleme aufzeigt, dann wäre es sinnvoll gewesen, dass sich Experten auf diesen angesprochenen Gebieten hinstellen und diese Fehler gestehen, die Probleme zu benennen und Lösungen anzubieten.

„Wir haben den dringenden Nachholbedarf bei dem Problem X erkannt und präsentieren euch die Lösung Y.“
Ein ehrlicher Lösungsansatz.

Bewertungen dominieren auf allen beliebten Kanälen das Internet. Wenn es schlechte Bewertungen in unseren Communities gibt, dann besprechen wir diese mit den Kunden und erarbeiten eine Strategie. Diese Strategie kann auch eine Entschuldigung oder ein Schuldbekenntnis sein, aber enthält dann auch einen Lösungsvorschlag und eine Wiedergutmachung. „Wir konnten unsere Wahlversprechen nicht einlösen, aber holen dies zeitnah nach. Wir bitten dafür um Entschuldigung und geloben Besserung.“ Diesen Satz habe ich in der Politik noch nie gehört. Jeder Politiker sollte sich mit dem Community-Management auseinandersetzen und eine Kommunikationsstrategie stets bei sich tragen. Politiker sollten Experten auf ihrem Gebiet sein und da ist es nicht förderlich, wenn ein Politiker ständig zwischen mehreren Ministerien wechselt oder sich zu jedem beliebigen Thema in eine Talkshow setzt. Die Profillosigkeit ist ein großes Thema vieler Parteien, so dass der klare Gewinner der Europawahl in Deutschland wirklich nicht überraschend war.

Expertenrat einholen und mit Kompetenzen ausstatten

Die Antwort auf die YouTube-Zerstörung hätte in unseren Augen ein Video sein müssen. Verschiedene Experten aus allen Ministerien, Ausschüssen und Gremien hätten ihre Themen ehrlich und offen abarbeiten sollen. So hätte die Partei die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt und weniger an Glaubhaftigkeit verloren. Mit mehreren Gesichtern in der ersten Reihe wären viel mehr Wählerinnen und Wählern die Tragweite und Komplexität der Themen bewusst geworden. Die Wirkung des Videos hätte sich mehr verteilt und eine schlecht vorbereitete Pressekonferenz einer Parteivorsitzenden hätte nicht einen so gewaltigen Schaden bei mehreren Generationen von Wählerinnen und Wählern ausgelöst.

Die Auswahl des Antwort-Mediums

Auf ein Video mit einem Text zu reagieren ist das falsche Medium. Das Video ist das erfolgreichste Medium im Internet und zum 70. Geburtstag wurde sogar das Grundgesetz für die Instagram-Story im Videoformat aufgearbeitet. Bei YouTube werden Videos als Reaktion auf Videos seit Jahren produziert. In unseren Seminaren und Workshops erklären wir kleinen und großen Unternehmen die Möglichkeiten der Content-Produktion für das Internet. Die Geschwindigkeit des Internets ist enorm und wenn solch ein Video so viral geht, dann müssen schnelle Strategien und Konzepte greifen, um den angerichteten Schaden möglichst in Schach zu halten. Die Moderation eines solchen Aufschreis birgt auch immer eine Chance das Thema für sich zu nutzen und am Ende nicht komplett als Verlierer da zu stehen. Viele Shitstorms erledigen sich nach wenigen Tagen von selbst, doch wenn Unwissenheit und Hilflosigkeit in der Kommunikation dominieren, dann wandert die Meldung weiter munter durch die Medien.

Dieses Thema ist aktuell sehr spannend für unsere Social Media-Arbeit, denn es zeigt auf, dass für viele das Internet noch immer „Neuland“ ist, aber schürt auch die Angst bei Unternehmen vor Shitstorms. Hier wurde auf so vielen Ebenen falsch gehandelt, so dass dies hoffentlich für niemanden ein abschreckendes Beispiel für den Einsatz von Social Media ist, sondern eher die Motivation für die Auseinandersetzung mit dem facettenreichen Thema darstellt.

Wir helfen Ihnen gerne bei Ihrer Social Media-Strategie. Dieses Angebot gilt auch für demokratische Parteien!

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About the Author: Burkhard Asmuth

Ich bin der Gründer & Geschäftsführer unserer Agentur. Nebenbei bin ich als Dozent und Speaker für Content-Marketing, SEO, Blogs, Affiliate-Marketing und Social-Media-Marketing unterwegs.

5. Februar 2021

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